SCHARRTEC

SCHARR TEC erstrahlt in Titan

Ein Interview mit Nils Buchmann, Prokurist und Gesellschafter bei SCD Architekten Ingenieure GmbH, über den Neubau in LE-Stetten

Der Neubau der SCHARR TEC in LE-Stetten, Sielminger Straße 35, ist ein gutes Beispiel, wie das Konzept „New Work“ an einem attraktiven Arbeitsplatz aussehen kann.
Wieder einmal konnte die SCHARR-Gruppe in Sachen Planung und Umsetzung auf einen langjährigen Partner setzen: SCD Architekten Ingenieure GmbH aus Stuttgart, umfassender Leistungsanbieter im Bereich Architektur, war uns auch dieses Mal ein kompetenter Begleiter.

Wir haben mit Nils Buchmann von SCD Architekten gesprochen und interessante Einblicke in den Entstehungsprozess des Gebäudes erhalten.

Portrait Nils Buchmann
Nils Buchmann

Herr Buchmann, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview nehmen.
Bitte erzählen Sie mir ein paar Worte über sich. Wie waren Sie in das Projekt involviert
?

Nils Buchmann:

Gerne. Mein Name ist Nils Buchmann. Ich bin Prokurist und Gesellschafter bei SCD Architekten Ingenieure GmbH und seit 2011 im Unternehmen beschäftigt. Herrn Fuchs, Abteilungsleitung des Bereichs Zentralbereich Technik und SCHARR-interner Projektleiter, kenne ich jetzt schon seit 2015/16, seitdem der Neubau von SCHARR in der Liebknechtstraße 48 entstand. Hier waren wir für die Leistungsphasen 6 bis 8, die Ausschreibung und die Bauüberwachung beauftragt. Man hat sich damals kennen und schätzen gelernt. Während dem Beginn der Coronapandemie 2020 erhielten wir den Auftrag, die gesamte Architektur-Innenausbauplanung für den Umbau der Hauptverwaltung von SCHARR in der Liebknechtstraße 50 durchzuführen.

Wie kam es zum Projekt Neubau Stetten?

Nils Buchmann:

Im Sommer 2020 folgte dann das Projekt Bürogebäude SCHARR TEC in LE-Stetten. Das Bestandsgebäude und das Gelände der ehemaligen Firma Lutro wurde von SCHARR erworben. Es stellte sich die Frage: „Was können wir aus dem Objekt am besten machen?“ Nachdem wir das Gebäude im Hochsommer bei über 30 Grad besichtigt hatten und feststellen mussten, dass die energetischen Bauteile wie Fassade und Dach nicht mehr Stand der Technik waren, hat SCHARR auf Grundlage unserer Machbarkeitsstudie beschlossen, das Thema Neubau in Angriff zu nehmen.

Wie ging es mit der Idee dann weiter?

Nils Buchmann:

Herr Fuchs dachte erst mal ganz schwäbisch, getreu dem Motto „so einfach wie möglich und so günstig wie möglich“ aber wir haben das Bestandsgebäude dann mit einem Statiker untersucht und es war schnell klar, dass es für eine Erweiterung bzw. Sanierung nur sehr begrenzte Möglichkeiten gab. Gemeinsam mit meinem Team haben wir die ersten Studien erarbeitet und sind dann schlussendlich auf die Neubauvariante gekommen, wie sie heute in LE-Stetten steht. Als Oberprojektleiter war ich übergeordnet für den Bauherrnkontakt, die Terminschiene und die Kostenkontrolle zuständig. Unser Team aus zeitweise bis zu 7 Architekten und Planern, hat die Idee der Machbarkeitsstudie bravourös in den unterschiedlichen Leistungsphasen geplant und final umgesetzt.

Gab es bestimmte Vorgaben oder Vorstellungen, mit denen Sie in das Projekt Neubau gestartet sind?

Nils Buchmann:

Grundlage waren die Ideen und Gestaltungen aus der Planung des Innenausbaus der Hauptverwaltung LK 50, u.a. waren es bestimmte Raumaufteilungen und die Designideen der Lounges auf jedem Stockwerk. Diese Gestaltungen und Einteilungen wollten wir jetzt in LE-Stetten entsprechend weiterführen. Wichtige Aspekte waren hier die Gestaltung gemäß SCHARR-CI, die Aufteilung und Rasterung der Arbeitsplätze, die Innenarchitektur mit den Heiz- und Kühldecken-Segeln, der Lounge-Gestaltung und den Druckerbereichen.

Fassade Neubau
Foto: Jürgen Pollak

Welche Herausforderungen sind Ihnen im Kopf geblieben?

Nils Buchmann:

Eine zentrale Herausforderung war natürlich die Corona-Pandemie. Alles digital abzuwickeln ist im Planungsbereich ein bisschen schwieriger, weil man ja doch mit vielen Beteiligten, mit Plänen, Menschen und Emotionen zu tun hat. Wir haben daher probiert, so oft wie möglich die Besprechungen in Präsenz mit Masken und den entsprechenden gesetzlichen Abständen durchzuführen. Das Schwierige war aber auch auf der Baustelle die Corona-Regelungen einzuhalten und die krankheitsbedingten Ausfälle zu kompensieren.

Dann begann Anfang letzten Jahres auch noch der Krieg in Europa. Da waren wir gerade mitten in der Hochphase vom Innenausbau und haben verstärkt die Verzögerungen, Material-Lieferschwierigkeiten und auch die Preissteigerungen zu spüren bekommen. Trotzdem ist es uns durch ein wenig Glück und viel Einsatz des gesamten Teams gelungen, den Terminplan einzuhalten. Anfang dieses Jahres konnte der Einzug wie geplant stattfinden.

Was die Architektur betrifft, war das Projekt auch spannend. Seitens des Bebauungsplans gab es aufgrund des naheliegenden Flughafens eine gewisse Höhenbegrenzung. Diese Begrenzung mit den Nutzerwünschen und -anforderungen von SCHARR und SCHARR TEC unter einen Hut zu bekommen, war eine große Herausforderung.

Welche verschiedenen Anforderungen mussten da genau unter einen Hut gebracht werden?

Nils Buchmann:

Der Bebauungsplan sah vor, dass man nur ca. 12 Meter in die Höhe bauen darf. Das stand der Anforderung von SCHARR gegenüber, drei Büro-Ebenen mit den geplanten Raumaufteilungen und einem zusätzlichem Lagergeschoss auf Höhe Anlieferungshof vorzusehen. Diese Anforderungen in den geplanten Neubau sinnvoll zu verteilen, war relativ schwierig umzusetzen. Das ist auch der Grund, weswegen das Gebäude ca. 2 Meter im Durchschnitt in das Gelände eingegraben ist. Eine weitere Herausforderung war außerdem die Verbindung mit der Bestandshalle nebenan herzustellen. Diese Schnittstelle zu planen und auszuführen war schon eine recht aufwendige Geschichte.

Was macht das Gebäude aus Ihrer Sicht besonders zukunftsfähig?

Aus der energetischen Perspektive musste recht früh die Entscheidung über Beheizung und Kühlung getroffen werden. Da kamen wir recht schnell auf das Thema Geothermie. Unter dem Gebäude wurden 10 Geothermiebohrungen mit einer Tiefe von hundert Metern ausgeführt, um die Wärme aus dem Erdreich für die Temperaturregelung des Gebäudes zu verwenden. Mit diesen Maßnahmen in Verbindung mit einer Wärmepumpe und der Photovoltaikanlage auf dem Dach, konnten die Vorgaben eines Effizienzgebäudes 55 eingehalten und übertroffen werden. Dies stellt ein modernes und effizientes Konzept für eine Gebäude-Energieversorgung dar.

Wie funktionieren Heizung und Kühlung im Gebäude dann genau?

Nils Buchmann:

Die Temperaturregelung erfolgt hauptsächlich über die Heiz- und Kühldecken. Über eine Zentrale kann gesteuert werden, welche Raumtemperatur der Nutzer wünscht. So ist es möglich, das richtige Verhältnis aus Komfort und Effizienz herzustellen. Man kann auch verschiedene Bereiche separat steuern, um den Ansprüchen verschiedener Nutzer gerecht zu werden. Heißt: Dort wo mehr gefroren wird, wird mehr geheizt, dort wo weniger Wärme benötigt wird, bleibt es kühler.

Dachterrasse Neubau
Foto: Jürgen Pollak
Wasserspiele Neubai
Foto: Jürgen Pollak
Konferenzraum Neubau
Foto: Jürgen Pollak
Mehrzweckzone Neubau
Foto: Jürgen Pollak

Was ist Ihr persönliches Highlight am Gebäude?

Nils Buchmann:

Das Spannende ist auf jeden Fall die einzigartige Fassade. Das Grundkonzept des Gebäudes war schnell klar: quadratisch, rechteckig, einfach gut. Uns war es aber wichtig, ein Highlight im Industriegebiet für die Firma SCHARR zu setzen. Daher entwickelte unser Team dann die Entwürfe mit der vorgehängten Metall-Fassade. Da es sich hierbei um ein Trapezblech in einer Dreieckform mit gelochten Blechen in Titanoptik handelt, entstehen durch Sonneneinstrahlung unterschiedliche Spiegelungs-Optiken. Das Gebäude sieht also je nach Lichtverhältnis anders aus und das macht es sehr einzigartig.

Auch die Dachterrasse ist ein echtes Highlight. Hier war uns wichtig, dass man durch die Glasgeländer einen freien Blick auf die Felder hat. Außerdem gibt es viele ansprechend bepflanzte und gestaltete Sitznischen, ein Sonnensegel und sogar Wasserspiele. Ein richtiger Ort zum Wohlfühlen…

Wie war die Zusammenarbeit mit SCHARR?

Nils Buchmann:

Wieder einmal einwandfrei. Das ganze Projekt war geprägt von einer außergewöhnlichen guten und entspannten Zusammenarbeit mit SCHARR und SCHARR TEC und von gegenseitigem Vertrauen, was vieles einfacher macht. Alle waren sehr zielorientiert, man will das Projekt gemeinsam fertigstellen und dreht sich nicht fünfmal im Kreis, sondern kann schnell Entscheidungen treffen. Das Verhältnis zueinander ist sehr angenehm, auf Augenhöhe, respektvoll und familiär. Das hat man sehr selten heutzutage. Es macht immer Spaß, solche Projekte zu haben.  

Vielen Dank für das Interview.