Die EPEX SPOT (European Power Exchange SPOT Market) ist eine europäische Strombörse, die den Handel mit Strom auf dem Kurzfristmarkt (in der Regel für den nächsten Tag), den sogenannten SPOT-Markt, ermöglicht. In diesem Ratgeberartikel fassen wir die Hintergrund, Funktionsweise und Definitionen der Strombörse zusammen.

SCHARRWÄRME
EPEX SPOT: Wie die europäische Strombörse den Strommarkt beeinflusst
Warum wird Strom an der Börse gehandelt?
Die EPEX SPOT trägt dazu bei, den Strommarkt in Europa effizienter zu gestalten, indem sie eine Plattform bietet, auf der Stromanbieter, Händler und Verbraucher miteinander handeln können. Dies unterstützt nicht nur die Preisfindung, sondern auch die Integration erneuerbarer Energien und die Sicherstellung einer stabilen Stromversorgung.
Was ist die EPEX?
Die EPEX SPOT, auch European Power Exchange genannt, ist die zentrale europäische Strombörse mit Sitz in Paris und Niederlassungen in weiteren europäischen Städten wie Berlin. Sie organisiert den kurzfristigen Stromgroßhandel (Spotmarkt) in 17 Ländern und spielt eine entscheidende Rolle bei der Preisbildung für Strom.
Die EPEX SPOT sorgt dafür, dass Angebot und Nachfrage nach Strom in Echtzeit effizient zusammengeführt werden und ermöglicht so den transparenten und effizienten Handel von Strom. Als Plattform für die Marktkopplung zwischen verschiedenen Ländern trägt sie zur Optimierung des grenzüberschreitenden Stromhandels bei und fördert durch die Integration von Märkten, die 95 % des europäischen Stromverbrauchs abdecken, die Marktstabilität sowie eine effizientere Nutzung erneuerbarer Energien.Die EPEX ist unter anderem in Deutschland, Frankreich, Niederlande, Belgien, Schweiz und Österreich aktiv.

Wie funktioniert die EPEX?
Stromlieferanten kaufen die benötigten Strommengen für ihre Kunden langfristig im Voraus am sog. Terminmarkt. Jedoch benötigen sie für den aktuellen Tag eine Möglichkeit, überschüssigen Strom, der im Voraus zu viel eingekauft wurde, zu verkaufen oder fehlende Strommengen einzukaufen. Dazu dient der sog. Spotmarkt, die EPEX. Auch Großverbraucher, also z.B. große Firmen, die für die Herstellung ihrer Produkte große Strommengen verbrauchen oder Stromhändler, die Strom weiterverkaufen, beteiligen sich am EPEX-Handelsmarkt. Die EPEX ist somit für den täglichen Stromhandel des Folgetags (Day-Ahead-Markt) und den Handel für den laufenden Tag (Intraday-Markt) verantwortlich.
Wie entstehen die Preise an der EPEX?
Die Preise entstehen durch das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage. Stromerzeuger bieten ihre Energie an, und Käufer entscheiden, wie viel sie zu welchem Preis kaufen wollen. Zu bestimmten Tageszeiten, wie abends, wenn viele Menschen zu Hause sind und viel Strom benötigen, steigt die Nachfrage nach Strom stark an, was die Preise in die Höhe treibt.
Ebenso beeinflussen weltpolitische Ereignisse wie der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine oder der Wechselkurs zwischen Dollar und Euro können Strompreise, da viele Rohstoffe und Energiequellen international gehandelt werden.
Besonders günstig sind die Preise oft tagsüber, wenn die Sonne stark scheint und viel Solarstrom erzeugt wird, oder nachts, wenn die Nachfrage gering ist, weil die Mehrheit der Menschen schläft. Auch windige Tage können zu niedrigen Preisen führen, wenn viel Windstrom ins Netz eingespeist wird. In diesen Zeiten ist die Stromproduktion hoch und die Nachfrage niedrig, was die Preise sinken lässt.
Auch die Erzeugungskosten spielen eine Rolle: Strom aus erneuerbaren Quellen wie Wind oder Sonne ist günstiger, während Strom aus fossilen Brennstoffen teurer sein kann, besonders wenn der Bedarf hoch ist und mehr teure Kraftwerke einspringen müssen.
Die Preise an der EPEX entstehen also durch das Zusammenspiel von Stromerzeugung und -verbrauch in Europa.
Wie funktioniert der Handel an der Strombörse?
Der Handel mit Strom erfolgt nach dem „Merit-Order-Prinzip“, bei dem die Stromnachfrage in einer festen Reihenfolge gedeckt wird, um die Stabilität des Stromnetzes zu gewährleisten. Es ist immer nur so viel Strom im Netz verfügbar, wie auch benötigt wird, um Stromausfälle zu vermeiden. Zu Beginn werden die günstigeren erneuerbaren Energien wie Wind- und Solarstrom genutzt, da sie geringe Produktionskosten haben.
Sobald diese Kapazitäten ausgeschöpft sind und die Nachfrage weiter steigt, werden nach und nach teurere Kraftwerke zugeschaltet, zum Beispiel solche, die fossile Brennstoffe wie Gas oder Kohle nutzen. Sie sollen lediglich die „Restlast“ tragen. Diese Kraftwerke haben höhere Kosten als erneuerbare Energien, da Brennstoffe eingekauft werden müssen und CO₂-Kosten anfallen. Sie bestimmen aber letztlich den Preis an der Börse.
Der Preis, den das teuerste Kraftwerk aufruft, wird als „Market-Clearing-Preis“ bezeichnet. Dieser Preis gilt für alle eingespeisten Strommengen, auch für die erneuerbaren Energien, die ursprünglich günstiger produziert werden.

Wussten Sie, …
…dass im Jahr 2023 rund 718 TWh an der EPEX gehandelt wurden? Mit dieser Menge an Strom könnte ein Elektroauto etwa 120 Millionen-mal die Erde umrunden – das ist eine Strecke, die fast bis zum Pluto reicht!
Dynamische Stromtarife und die EPEX
Ein dynamischer Stromtarif bildet die stündlichen Börsenpreise der EPEX ab. Das bedeutet, dass die Stromkosten für Verbraucher je nach aktueller Marktlage variieren. In der EPEX-Preiskurve vom 20.12.2024 sind diese Preisschwankungen zur Mittagszeit und auf den Abend hin gut zu erkennen.
Tatsächlich ist es sogar möglich, dass die Preise auf 0 Cent pro Kilowattstunde sinken. Das war z.B. am 16.12.2024 um 4.00 Uhr morgens der Fall. Der Hintergrund: Es stand mehr Strom zur Verfügung, als es Abnehmer gab. In dieser Zeit hat man als Verbraucher also keine Kosten für den reinen Strom bezahlt. Der Grundpreis sowie der fixe Bestandteil des Arbeitspreises wie Netzentgelte, Steuern und Umlagen bestehen weiterhin.
Durch einen dynamischen Stromtarif können Verbraucher von diesen Preisschwankungen profitieren, indem sie ihren Stromverbrauch gezielt in günstige Zeitfenster verlagern. Dies fördert nicht nur Kosteneinsparungen, sondern unterstützt auch die Integration erneuerbarer Energien in das Stromsystem. Denn wenn vermehrt Elektroautos laden oder stromverbrauchende Haushaltsgeräte dann laufen, wenn viel erneuerbarer Strom verfügbar ist, wird das Stromnetz entlastet. Zudem reduziert dies die Notwendigkeit von fossilen Reservekraftwerken und hilft, mehr erneuerbare Energie direkt zu nutzen, anstatt sie abzuregeln oder zu speichern.
Wie wird die EPEX reguliert?
Die EPEX SPOT wird durch nationale und europäische Regulierungsbehörden überwacht, um die Einhaltung lokaler Vorschriften sicherzustellen. In Deutschland muss die EPEX die Vorgaben des Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) einhalten, insbesondere in Bezug auf die Markttransparenz und die Integration erneuerbarer Energien. Das EnWG fördert die Marktintegration erneuerbarer Energien, indem es Mechanismen wie die Direktvermarktung und Marktprämien unterstützt, die auch an der EPEX SPOT umgesetzt werden. Das EnWG stellt mit Vorgaben an die Marktstukturen den Netzbetrieb und die Markttransparenz sicher, sodass die EPEX SPOT in einem rechtlich geregelten und transparenten Umfeld operiert, was zur Stabilität und Effizienz des Strommarktes beiträgt.
Auf europäischer Ebene setzen die Agenturen für die Zusammenarbeit der Energieregulierungsbehörden (ACER) und die Europäische Kommission die Rahmenbedingungen. In mehreren Ländern ist die EPEX SPOT als Nominated Electricity Market Operator (NEMO) anerkannt, was ihr erlaubt, den Stromhandel zu betreiben und Marktregeln umzusetzen. Eine kontinuierliche Marktüberwachung sorgt dafür, dass der Handel fair und transparent abläuft, während regelmäßige Compliance-Berichte und Audits die Einhaltung der Vorschriften gewährleisten. Diese Maßnahmen tragen dazu bei, einen fairen und effizienten Strommarkt zu sichern.
Und warum gibt es dazu noch die EEX?
Die European Energy Exchange (EEX) ist eine Energiebörse mit Sitz in Leipzig. Sie bietet eine breite Palette von Handelsprodukten für den Energie- und Rohstoffmarkt an. Ihr Fokus liegt auf dem langfristigen Handel (Terminmarkt) mit Energieprodukten wie Strom, Erdgas, Kohle und CO₂-Zertifikaten sowie grünen Energiezertifikaten. Die EEX ermöglicht Marktteilnehmern, langfristige Preisabsicherungen vorzunehmen und Investitionsentscheidungen zu treffen. Gegründet im Jahr 2000 ist die EEX Teil der EEX Group, zu der auch Tochtergesellschaften wie EPEX SPOT gehören. Durch ihre Plattformen trägt die EEX zur Stabilität und Transparenz der europäischen Energiemärkte bei und spielt eine zentrale Rolle bei der Integration erneuerbarer Energien und der Umsetzung von Klimazielen.
Fazit
Die EPEX SPOT beeinflusst den europäischen Strommarkt durch transparente Preisbildung und den kurzfristigen Handel. Sie fördert die Integration erneuerbarer Energien, macht Preisschwankungen sichtbar und schafft Anreize für dynamische Stromtarife. Dadurch entstehen Chancen zur Kostenoptimierung, erfordern aber auch eine flexible Anpassung an den Markt.