SCHARRWÄRME

HVO – der neue Diesel-Kraftstoff aus biologischen Rest- und Abfallstoffen

Das eigene Auto wie gewohnt an der Tankstelle tanken und trotzdem die Umwelt schonen? Es ist kein Geheimnis, dass der Verkehrssektor und herkömmliche Verbrennungsmotoren eine erhebliche Belastung für Mensch und Umwelt darstellen. Doch mit neuartigen und nachhaltigen Kraftstoffen wird die Vorstellung vom nachhaltigen Tanken an der Zapfsäule immer mehr zu Realität. Durch sie können die Treibhausgasemissionen eines Fahrzeuges reduziert werden – ohne Umbau an der Technik bzw. Tank-Infrastruktur, ganz allein nur durch das Tanken!

In unserem Beitrag stellen wir den im April 2024 von der Bundesregierung zugelassenen Hochleistungskraftstoff HVO 100 vor und beantworten die brennendsten Fragen zu seiner Herstellung und den Einsatz in Dieselfahrzeugen

Was ist HVO 100?

HVO 100 ist ein hochwertiger und klimafreundlicher Kraftstoff für Dieselmotoren. Der Name HVO steht dabei für „Hydrotreated Vegetable Oil“. Denn im Gegensatz zu fossilem oder auch „herkömmlichen“ Dieselkraftstoff kann HVO aus erneuerbaren Quellen gewonnen werden, nämlich aus den in biologischen Rest- und Abfallstoffen vorhandenen Ölen und Fetten. Vereinfacht gesagt, HVO kann aus Lebensmittelresten, Altspeisefetten und andere Bioabfällen hergestellt werden. Somit werden keine Rohstoffe verwendet, die andererseits auch zur Herstellung von Lebensmitteln hätten genutzt werden können. Daher gilt HVO als besonders nachhaltig.

Ein neuer Biokraftstoff, da stellt sich die Frage, was HVO 100 vom bisher bekannten Biodiesel unterscheidet? HVO 100 ist nicht zu verwechseln mit dem „Biodiesel“ der ersten Generation. Bei diesem wurde nämlich dem herkömmlichen „fossilen“ Diesel Fettsäuremethylester (FAME) beigemischt, ein Gemisch aus pflanzlichen oder tierischen Fetten sowie dem Alkohol Methanol. In HVO 100 hingegen ist kein „fossiler“ Diesel enthalten. HVO 100 bedeutet, dass es sich um HVO in Reinform handelt.

Die Herstellung von HVO 100

Der Herstellungsprozess von HVO startet mit der Vorbehandlung und Reinigung der Rohstoffe. Danach beginnt ein zweistufiger chemischer Prozess – dem sogenannten „Hydroprocessing“. Dabei wird zunächst unter hohem Druck, sowie hohen Temperaturen in einem Hydrierungsprozess den Ölen und Fetten der Sauerstoff entzogen und Wasserstoff hinzugefügt, es entsteht Kohlenwasserstoff.

Anschließend werden die Molekülstrukturen der vorhandenen Fettsäuren weiter umgewandelt, um beispielsweise die Fließeigenschaften des Kraftstoffes zu optimieren. Am Ende des Herstellungsprozesses steht die Destillation und Reinigung des Endproduktes.

Durch dieses Herstellungsverfahren ist HVO 100 ein besonders sauberer und effizienter Kraftstoff. Er verbrennt deutlich sauberer, produziert unter anderem weniger Feinstaubemissionen und trägt somit zu einer verbesserten Luftqualität mit geringeren lokalen Emissionen bei.

HVO oder XTL – Wo liegt der Unterschied?

Die Abkürzung XTL steht für „X to Liquid“ und bedeutet so viel wie, dass ein geeigneter Rohstoff „X“ zu „Liquid“, also einem flüssigen Energieträger umgewandelt wird. XTL-Diesel ist ein Oberbegriff für verschiedene Kraftstoffe, darunter auch HVO. Die Unterscheidung der einzelnen XTL-Kraftstoffe liegt in den verschiedenen Rohstoffen und Herstellungsverfahren.

Fazit: HVO 100 als vielversprechende Alternative für eine nachhaltige Mobilität

Kraftstoffe wie HVO 100 sind ein wichtiger Bestandteil von nachhaltiger Mobilität. Hergestellt aus erneuerbaren Ressourcen helfen sie, die CO₂-Emissionen deutlich zu reduzieren. Dank ihrem Einsatz ohne Anpassungen am Motor macht es sie zu einer praktikablen Option für alle, die den Umstieg auf klimafreundlichere Alternativen suchen. Aber nicht nur das: HVO 100 überzeugt durch eine hohe Effizienz und gute Fahrleistung. Kurz gesagt, HVO 100 könnte die Antwort auf der Suche nach nachhaltigeren Kraftstoffalternativen sein. Es ist Zeit, dass wir dieses Potenzial nutzen.

Wichtige Fragen und Antworten

Wer kann HVO 100 tanken?

Technisch gesehen können alle modernen Dieselfahrzeuge* und Motoren (darunter auch Baumaschinen, Dieselaggregate, Gabelstapler, Kräne, Bagger und Raupen, LKW und PKW, Schiffe und Boote, Forst- und landwirtschaftliche Maschinen) mit HVO 100 betrieben werden. Es sollte jedoch die Freigabe des Herstellers beachtet werden. Nur so ist sichergestellt, dass der Motor für XTL oder HVO 100 oder Kraftstoffe der Norm EN15940 freigegeben ist.

*Die aktuelle Freigabenliste der DAT finden Sie hier: https://www.dat.de/b10-xtl/ (Quelle: www.dat.de)

 

Muss das Fahrzeug für die Betankung mit HVO 100 umgebaut werden?

Wenn das Fahrzeug vom Fahrzeughersteller für die Betankung mit XTL freigegeben ist, sind keine technischen Änderungen erforderlich. In diesem Fall sind beispielsweise Einfüllstutzen, Tank und Dichtungen mit dem Kraftstoff HVO 100 voll kompatibel. Auch Anpassungen an der Motorsteuerung sind nicht notwendig.

Kann man HVO 100 auf die herkömmliche Diesel-Tankfüllung tanken?

HVO 100 ist grundsätzlich in jedem Verhältnis mit fossilem Diesel mischbar. Daher kann jederzeit, sofern eine Freigabe des Motors für XTL (bzw. HVO 100) vorliegt, die Diesel-Kraftstoffsorte gewechselt werden. Das Kraftstoffsystem muss vor einem Wechsel nicht gereinigt werden. Auch umgekehrt ist es möglich, herkömmlichen Diesel auf HVO 100 zu tanken.

Schadet HVO 100 meinem Motor?

Als vollsynthetischer und hochwertigerer Hochleistungskraftstoff greift HVO 100 keine in modernen Motoren verbauten Materialien an. Im Gegenteil: HVO 100 kann sogar vor Schäden im AGR-System, den Einspritzventilen oder im Ansaugtrakt, die durch Verkokung entstehen, sowie vor Verstopfung des Partikelfilters, besonders durch viel Kurzstreckenverkehr, schützen.
Schon heute mischen einige Kraftstoffhersteller bestimmten Dieselkraftstoffen einen geringen Anteil von XTL (bzw. HVO) bei, um die Kraftstoffqualität zu verbessern. Diese werden dann als „Performance“- oder „Premium“-Diesel angeboten. Dabei zeigen verschiedene Tests: Je höher der Anteil an XTL im Kraftstoff ist, desto seltener kommt es zu Korrosionserscheinungen an Motorbauteilen und Ablagerungen an den Dieselinjektoren. Zusätzlich wird durch die verringerte Rußbildung im Abgas der Dieselpartikelfilter entlastet und seine Regenerationszyklen verlängern sich.
Bei gleicher Fahrweise bleiben die Serviceintervalle mit HVO 100 Diesel unverändert, der Verschleiß ist eher geringer und die Lebensdauer des Motors könnte sogar steigen.

Wirkt sich HVO 100 auf den Verbrauch und die Leistung des Motors aus?

Obwohl HVO 100 einen etwas geringeren Energiegehalt pro Liter aufweist als fossiler Diesel, konnten in Pilotprojekten keine nennenswerten Unterschiede im Verbrauch des Kraftstoffes festgestellt werden. Auch weist HVO 100 Stand heute keine negativen Auswirkungen auf die Leistung des Motors und das maximale Drehmoment auf.
 

Gibt es schon Erfahrungen mit HVO?

In Skandinavien ist HVO schon seit vielen Jahren in Gebrauch. Auch in anderen Ländern wie Italien, Österreich und dem Baltikum ist HVO an zahlreichen Tankstellen verfügbar. Viele Tausend Autos haben dort schon ohne Probleme zahlreiche Kilometer mit diesem Kraftstoff zurückgelegt. Auch haben die Fahrzeughersteller vor der Freigabe von HVO umfassende Langzeittests durchgeführt.

Wie erkennt man HVO 100 an der Tankstelle?

Bei HVO 100 handelt es sich um einen sogenannten XTL- Kraftstoff (XTL = X to Liquid, ein geeigneter Rohstoff „X“ wird zu einem einen flüssigen Energieträger „Liquid“).
Entsprechend können sich an einer Zapfsäule oder auf der Plakette der Zapfpistole Aufkleber mit dem Kürzel HVO oder XTL befinden. Das ist wichtig, da XTL-Diesel je nach Hersteller beziehungsweise Tankstelle unter verschiedenen Markennamen angeboten werden kann.

Wird HVO 100 aus Palmöl hergestellt?

Nein, seit 2023 werden in Deutschland keine Biokraftstoffe aus Palmöl mehr anerkannt. Damit wurde einer Entscheidung der EU, die Nutzung von Palmöl für Biokraftstoffe bis 2030 herunterzufahren, bereits vorgegriffen.
 

Schon heute können Sie HVO 100 an der SCHARR Tankstelle in Stuttgart-Vaihingen tanken!

Handwerkstraße 35, 70565 Stuttgart